Stupfl-Präsident Werner Rauch fühlt sich wohl als Oberhaupt der Narren
SCHILLINGSFÜRST – Um den Job gerissen hat er sich zwar nicht. Aber als die Neubesetzung des ehrenvollen Amtes des Stupfl-Präsidenten zur Debatte stand und ihm das Angebot gemacht wurde, willigte Werner Rauch ein. Bereut hat er diesen Schritt nicht. Ganz im Gegenteil: Der Techniker für Landbau erwartet die kommende Stupfl-Saison schon mit ganz besonderer Vorfreude.
Der große Tag ist da. Im Saal der Albert-Zietz-Halle eröffnet die Jugendgarde gerade die 5. Jahreszeit in Schillingsfürst. Eine der wichtigsten Personen an diesem Abend sitzt währenddessen ein wenig aufgeregt auf einem Bänkchen zwischen Garderobe und Saaltür. Er sei aber noch ansprechbar gewesen, lacht Werner Rauch, der damals kurz vor seiner Inthronisierung als neuer Stupfl-Präsident stand. Als dann die ersten Sätze auf der Bühne heraus sind und er sein Präsidenten-Sakko überstreifen darf, legte sich auch die Aufregung.
Eine eingeschworene und vor allem verschwiegene Gemeinschaft sind die Frankemer Stupfl. Die Antwort auf die Frage, wer denn nun die Nachfolge des langjährigen Stupfl-Präsidenten Friedrich Wieth antritt, wurde wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Die Ehefrau und die beiden Kinder waren zwar eingeweiht. Aber Werner Rauchs Eltern haben vom Karrieresprung ihres Sohnes erst erfahren, als sie bei der zweiten Sitzung selbst im Publikum saßen.
Neun Jahre lang war Werner Rauch bereits im Fünferrat. Sein Jubiläum bei den Frankemer Stupfl verbrachte der gebürtige Dombühler, der seit mittlerweile zwanzig Jahren in Schillingsfürst wohnt, also auf dem Kapitänssitz des Narrenschiffs. Er hat sich für das Amt weder in den Vordergrund gedrängt, noch sich dazu breitschlagen lassen. Er habe das Amt „bewusst angetreten“, wie er sagt.
An Konzept gefeilt
Von Anfang an war ihm die volle Unterstützung der Verantwortlichen sicher. Man wollte ihm nichts aufzwängen. Deshalb arbeitete er zunächst selbst aus, wie er sich seine Passagen vorstellte. Zusammen mit den beiden bewährten Stupfl-Regisseuren Markus Löschel und Peter Bromberger feilte er dann an seinem Konzept. Und er kam damit gut an, wie ihm zahlreiche positive Rückmeldungen von Bekannten und auch Unbekannten bestätigten.
Auch seine Familie konnte Werner Rauch damit überzeugen. Zwar sind seine Frau und die beiden Kinder ebenfalls in die Faschingssitzungen eingebunden (Garde, Männerballett, Garderobe). Doch bei der Vorstellung von ihm als Familien- und Faschingsoberhaupt in Personalunion seien sie nicht gerade „Feuer und Flamme“ gewesen, erinnert er sich.
Das Fazit seiner ersten Amtszeit: Die elf Sitzungen haben ihm „unheimlich Spaß“ gemacht, weil die gesamte Stupfl-Familie eine „tolle Truppe“ sei. Reibungslos sei alles verlaufen. Werner Rauch schaffte es, sich auf die, teilweise von Sitzung zu Sitzung wechselnden, Programmabläufe einzustellen. Das obligatorische Gläschen Sekt zur Feier einer erfolgreichen Faschingssitzung hat er sich also jedes Mal redlich verdient.
Wegen der noch fehlenden Routine als Sitzungspräsident hielt er sich dieses Jahr noch streng an seine Vorlage. Für die kommende Stupfl-Saison nimmt er sich aber vor, bei den Seitenhieben in Richtung der anwesenden Prominenz noch zuzulegen. Die Narrenfreiheit möchte schließlich ausgekostet werden. In Vorbereitung auf sein neues Amt hat er sich auch die Arbeit seines Veitshöchheimer Kollegen Bernd Händel besonders genau angeschaut.
Zwar kannte Werner Rauch den Blick von der Bühne in den Saal als Fünferratsmitglied nur zu gut, aber es ist doch „etwas anderes, wenn man dann auch wirklich das Wort hat“, gibt er zu. Wie man es richtig macht, konnte er vor allem auch von seinem Vorgänger lernen. Friedrich Wieth hat die ehrenvolle Funktion des Sitzungspräsidenten über viele Jahre stets souverän ausgefüllt.
In einer Sache möchte er ihm jedoch nicht nacheifern: „Ich habe keinerlei Ambitionen auf das Bürgermeisteramt“, erklärt er lachend aber bestimmt. Selbst wenn eine solche Karriere eigentlich vorgezeichnet ist. Friedrich Wieth war ebenfalls zunächst Stupfl-Präsident, bevor er auf den Chefsessel in der Villa Roth kam.
Den vermeintlich ersten Schritt der politischen Karriereleiter hat Werner Rauch dennoch bereits gemacht. Seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr sitzt er für die SPD im Schillingsfürster Stadtrat. Zwar nehmen Akteure und Entscheidungen der Lokalpolitik einen gewichtigen Teil der Faschingssitzungen ein. Doch für Werner Rauch steht fest: „Im Verein selbst hat parteipolitisches Geplänkel nichts verloren.“ Alle Mitglieder der Stupfl-Familie ziehen an einem Strang. Das Parteibuch spielt dabei keine Rolle.
Vor zwei Jahren schnupperte Werner Rauch als Statist zum ersten Mal Bühnenluft. 2014 mimte er dann den Bartl Schnuller in einer Bauernposse, aufgeführt von der Theaterabteilung Schillingsfürst. Seine Funktion als Abteilungsleiter bei den Frankemer Stupfl wird er voraussichtlich abgeben, um ganz wie sein politisches Pendant, der Bundespräsident, neutral über den Dingen zu stehen, wie Sven Neußer, ebenfalls Abteilungsleiter, seine Rolle als Narrenschiff-Kapitän einmal bezeichnete.
Quelle: mes Fränkischer Anzeiger